Eine Straße in Erfurt oder Köln?
In einer Stadt mit einem berühmten Dom?
Nein.
Sie befindet sich in dem kleinen Dorf Berka vor dem Hainich.

Das thüringische Dorf, nördlich der berühmten Wartburgstadt Eisenach idyllisch am Fuß des Nationalpark Hainich gelegen, zählt rund 850 Einwohner.
Seit wann und warum diese Straße „Domstraße“ heißt, wird wohl im Dunkel der Geschichte bleiben. Die Archivakten berichten, dass sich die Kirchgemeinde bis Mitte des 18. Jahrhunderts in einer Holzkirche zu ihren Gottesdiensten versammelte. Sie war baulich nicht mehr zu retten. Nach einer Besichtigung dieser Kirche im April 1751 resümiert der Architekt, dass „ein neuer Kirchenbau unumgänglich nötig und erforderlich“ sei.
Ob unseren Vorfahren die 1752 erbaute Kirche wie ein Dom anmutete? Ihr 37 Meter hoher Kirchturm überragt das Dorf. Er ist aus allen Himmelsrichtungen sichtbar. Den Erbauern des „Domes“ schwebte das Himmlische Jerusalem als Konzept für die Gestaltung des Innenraumes vor. Sie schufen in einem kleinen Dorf auf der Höhe ihrer Zeit, im Stil des Rokoko, einen wunderschönen, bis heute original erhaltenen sakralen Raum in zarten Pastellfarben – licht und weit, an Grün, Rot und Blau, an Gold und Silber nicht sparend …
„Als ich noch ‚am Dom’ wohnte“, „Ich wohne in der Domstraße“ sagen die Berkaer bis heute auf platt- oder hochdeutsch.

www.rokokodom.de

Die Website des Fördervereins zur Wiederherstellung der Rokokokirche Berka vor dem Hainich e.V.

Die Kirche in Berka vor dem Hainich ist als Bauwerk des Rokoko in ihrem Inneren und Äußeren beinahe vollständig erhalten. Im Verlauf der Zeit wurden in ihr nur geringfügige Veränderungen vorgenommen. Dazu zählen Vergoldungen und Übermalungen anlässlich ihres 100. Baujubiläums und der Einbau einer Heizung in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts. Noch vor zehn Jahren wirkte ihr Anblick von innen und außen auf alle, die sie betrachteten, trostlos, angenagt vom „Zahn der Zeit“. Bereits 1946 wurde im Protokoll einer Baubesichtigung festgehalten: „Die ganze Kirche schreit nach Erneuerung“. Nach einem Artilleriebeschuss 1945 wurden viele Quadratmeter Fenster eingesetzt. Durch massive Schießübungen der sowjetischen Streitkräfte auf einem nahe Berka gelegenen Truppenübungsplatz wurde die Kirche im Verlauf von 40 Jahren in ihrer Statik angegriffen. Ende der neunziger Jahre wurden zunächst der Kirchturm und später die Wände des Kirchenschiffes durch ein von der Bauhaus-Universität Weimar entwickeltes „Vernadelungsverfahren“ statisch gesichert.
Zu Beginn des neuen Jahrtausends begann die aufwändige Innensanierung der Kirche mit der Sicherung und Restaurierung der Stuckdecke. Pünktlich zum 250. Kirchweihjubiläum im Jahr 2002 bot sich den staunenden Augen der Festgemeinde ein völlig neuer Anblick. Wunderschöne Details wurden sichtbar, die hinter dem Grau der Verschmutzung verschwunden waren.